Neubau des Pfarrhauses Hauterodas
Mit Pastor Andreas Leberecht Eichholz ist der Neubau des Pfarrhauses im Jahre 1742 verbunden. - ANNO MDCCXLII PAST : A. L. E. - ist in der unteren Zeile der Inschrift des Sturzes des Westeingangs zu lesen. Ein weiterer Beleg zur Datierung des Pfarrhauses ist eine Planungsvorlage aus dem Jahre 1741 (siehe Abbildung 1).
In der Vorlage ist das Pfarrhaus als fünfachsiges zweigeschossiges unterkellertes Bauwerk mit massivem Erdgeschoss und Fachwerkobergeschoss dargestellt. Das Dach ist als Walmdach mit zwei Firstschornsteinen und zwei Giebelgauben abgebildet. Die Grundrisse entsprechen der noch heute vorzufindenden Grundstruktur des Hauses. |
Abb. 1 Planungsvorlage aus dem Jahre 1741 |
Des Weiteren belegen Nachrichten in der Chronik zu Hauteroda den Bau des Pfarrhauses:
Denn da ich (Pfarrer Andreas Leberecht Eichholz) den 25. Juni 1742 nach Weissenfels reisen und die Concession (Bewilligung) von dem hochfürstl. Consistorius (Verwaltungsbeamten) zu dem hiesigen Pfarrbau auswirken… wollte
Im Jahr 1742 haben die hiesige Pfarrwohnung auf erhaltene Concession von Grund aus neu bauen lassen. Die kostet nach zusammen gesuchten Rechnungen über 5oo Schillinge.
Der Kirchberg als Kirchen- und Wirtschaftsensemble
Mit der Errichtung der Scheune und des Pferdestalles im Jahre 1849 war die mit dem Neubau des Pfarrhauses 1742 begonnene Entwicklung einer Pfarrwirtschaft abgeschlossen. Ursprünglich waren die Kirche als liturgisches Zentrum des Ensembles, der Friedhof, das Pfarrgebäude mit Brunnen und Pfarrgarten, sowie die umlaufende massiv als Trockenmauer errichtete Umfassungsmauer Bestandteil des Kirchenensembles. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich Kirchenstandorte in der landwirtschaftlich dominierten Region des Kyffhäusers teils als sich selbst versorgende Wirtschaften. Mit dem Kirchen- und Wirtschaftsensemble Hauteroda ist eine Gesamtanlage einer Pfarrwirtschaft vollständig erhalten. Die größte Blüte der Pfarrwirtschaft wird es Mitte des 19. Jahrhunderts gegeben haben, da 1849 die umfassendsten Bautätigkeiten einschließlich der Bepflasterung des Areals nachzuweisen sind. Im Jahre 1849 bestand das Kirchen- und Wirtschaftsensemble Hauteroda aus der Kirche, dem Friedhof, dem Pfarrhaus mit Brunnen und Pfarrgarten, sowie den Tor- und Stallanlagen zwischen Pfarrgebäude und Kirche.
In den umliegenden Ländereien und Waldgebieten, die sich im Besitz der Kirche befanden, sind Feld- und Holzwirtschaft betrieben worden. Der Pfarrgarten diente als Küchengarten dem Anbau von Kräutern, Obst und Gemüse.
Beschreibung des Pfarrensembles
An die um 1728 errichtete Umfriedungsmauer wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts westlich des straßenseitigen Hoftores ein kleines als Schweinestall bezeichnetes Stallgebäude angebaut und möglicherweise auch die Torüberdachung errichtet. In einer Darstellung von Kirche und Pfarrhaus um 1840 sind ein kleiner Anbau und dahinter ein bis an die Nordwestecke des Pfarrhauses führendes schmales Dach gezeichnet. Diese Bauteile waren auf der Darstellung um 1800 noch nicht vorhanden (vergleiche Abbildungen 2 und 3).
Abb. 2 Kirche und Pfarrhaus zum Ende des 18. Jahrhunderts. In der Darstellung sind keine Wirtschaftsgebäude zu erkennen. Möglicherweise wird der Kirchflecken Ende des 18. Jahrhunderts lediglich aus Kirchen- und Pfarrgebäude bestanden haben. Das Dach des Pfarrhauses ist als Walmdach ausgebildet.
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Abb. 3 Kirche und Pfarrhaus um 1840. Links im Bild sind an der Gebäudeecke des Pfarrhauses bereits die Torüberdachung und der kleine Schweinestall zu erkennen. Diese Bauten sind demnach zwischen dem Ende des 18. Jahrhunderts und 1840 errichtet worden. Das Dach des Pfarrhauses ist nach wie vor als Walmdach ausgebildet.
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Dem Schweinestall schließt sich an der westlichen Giebelseite ein weiteres lang gestrecktes als Schafstall bezeichnetes Gebäude an. Zwischen dem Bau der ersten zwei Wirtschaftsgebäude hat es möglicherweise einen gewissen Zeitabstand gegeben, da die Baunaht keine Mauerwerkverzahnung erkennen lässt.
Die große südlich der Schafställe anschließende Scheune wurde an den südlichen Giebel des Schafstalles angebaut. In den Holzsturz des Scheunentores ist die Jahreszahl 1849 eingearbeitet worden. In der Chronik zu Hauteroda wird von der Genehmigung des Neubaus der Scheune durch den Landrat im Jahre 1848 berichtet.
In der historischen Darstellung aus der Zeit um 1840 ist das Dach des Pfarrhauses noch als Walmdach dargestellt. Möglicherweise wurde das Walmdach erst mit der Errichtung von Scheune und Pferdestall im Jahre 1849 zu einem Krüppelwalmdach mit größerem Speichervermögen umgebaut. Der Tiefbrunnen Südlich des Pfarrhauses wurde um 1925 abgedeckt.
Die Dächer der Gebäude des Hofensembles sind um 1925 mit Doppelmuldenfalzziegeln neu eingedeckt worden. Das Pfarrhaus erhielt ebenfalls um 1925 einen grob strukturierten sehr festen dickschichtigen Verputz, der dem Pfarrhaus den Anschein eines massiven Gebäudes geben sollte.
In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts sind auf der östlichen Dachhälfte und dem südlichen Walm des Pfarrhauses, auf der östlichen Dachhälfte des Schafstalles, der Scheune sowie des gesamten Pferdestalles die Doppelmuldenfalzziegel durch Betonziegel ersetzt worden. Zeitgleich wurden die Dachentwässerungsanlagen der Hofgebäude erneuert.
Mit der letzten großen Instandsetzung zwischen 1999 und 2003 ist das Ensemble vollständig wiederhergestellt worden. Das Pfarrhaus wird als Wohnhaus genutzt. Die mit Gemeinderäumen versehenen Gebäude von ehemaliger großer Scheune und Pferdestall werden durch die Kirchgemeinde für Religionsunterricht und Gemeindeveranstaltungen genutzt.
G. A. Berger, Milz, Dorfchronik.
Bildquellen: